Sonntagabend, 23 Uhr. Luis Voces feiert gerade seinen Geburtstag, da klingelt das Telefon. Am Hörer ist jedoch kein Gratulant, sondern ein aufgeregter Kunde. Der möchte am nächsten Tag einen wichtigen Shop eröffnen, doch das große Namensschild für den Eingang fehlt. Eine Katastrophe. Um 10 Uhr morgens muss es in Madrid sein. Der Unternehmer Voces legt spontan eine Nachtschicht ein; fertigt das Schild eigenhändig und bringt es selbst mit dem ersten Flieger zum neuen Flagship-Store. „Geht nicht gibt’s nicht“, ist zwar eine Floskel, bei Hydracorte und seinem Gründer Luis Voces aber zutreffend. Wer ihn kennenlernt, merkt das sofort.
Die Begrüßung in A Coruña, im Nordwesten Spaniens, ist herzlich. Luis Voces duzt uns und erzählt, wie sehr er sich darauf freut, uns seine Firma zu zeigen. Am liebsten würde er uns jeden seiner Mitarbeiter persönlich vorstellen.
Hydracorte ist Teil der Caamaño Group, einem globalen Netzwerk von Unternehmen, das auf den Bau, die Sanierung und Einrichtung von Shops aller Art spezialisiert ist. Die anderen Firmen der Gruppe sind gleichzeitig Luis Voces größter Kunde. Hydracorte steht als Metallteile-Lieferant am Anfang der Produktionskette. In A Coruña machen sie alles, von kleinen, filigranen Teilen bis hin zu großen Baugruppen. Dazu gehören Schilder, Möbel, Verkleidungen, Fassaden und mehr. Luis Voces hat Hydracorte mit Geschäftspartnern gegründet. Einer von ihnen, Emilio Mahía, ist kürzlich verstorben. „Er war das Herz der Firma und derjenige, der unsere Firmenphilosophie geprägt hat. Wir vermissen ihn sehr“, so Voces.
Just in time
Wenn es Hydracorte innerhalb der strengen Timings nicht gelingt, perfekte Qualität zu liefern, bricht alles wie ein Kartenhaus zusammen. Das ist eine echte Herausforderung.
Um den engen Zeitfenstern gerecht zu werden, produziert das Unternehmen in mehreren Schichten. Das technische Büro ist an fünf Tagen die Woche von 6:30 Uhr bis 22:30 Uhr besetzt, die Maschinen arbeiten rund um die Uhr. Die Ansprüche der Caamaño Group und der Endkunden steigen stetig, und das beflügelt Hydracorte. Ein entscheidender Faktor für Luis Voces ist, immer auf dem neusten Stand der Technik zu sein. Im letzten Jahr hat der 49-Jährige gleich sieben neue Maschinen von TRUMPF gekauft. Doch das ist nicht alles. Das Wichtigste für ihn sind seine Mitarbeiter. Der Unternehmer ermöglicht ihnen, sich mit Fortbildungen und Maschinentrainings weiterzuentwickeln. Er baut voll und ganz auf ihr Können. Sie teilen seinen Ehrgeiz und arbeiten nach dem Credo: „Wir sagen zu nichts nein – zumindest nicht, bevor wir es ausprobiert haben.
Hydracorte war die erste Firma in A Coruña, die auf Lasertechnologie setzte. In Madrid, Barcelona und im Baskenland gab es bereits Unternehmen, aber im Norden Spaniens und vor allem in Galicien war Luis ein Vorreiter. Heute gibt es in der direkten Umgebung etwa 30 solcher Laserschneidanlagen. Die Konkurrenz ist stark gewachsen. Ein Grund, warum der ambitionierte Geschäftsmann auch immer nach neuen Möglichkeiten sucht, sich abzuheben.
Volles Vertrauen, voller Erfolg
Ein Beispiel dafür ist die Laserschweißanlage TruLaser Robot 5020: Sie erzeugt sehr schöne, feine Nähte mit dem Laser. Gerade in der Möbelindustrie, mit ihrem hohen Anteil an Sichtteilen, ist das ein wichtiges Kriterium. Das weiß auch die zuständige Mitarbeiterin Sandra Panedas. Luis Voces bezeichnet sie als absoluten Profi an der Anlage. Während wir ihr über die Schulter schauen, lobt der Geschäftsführer sie über alle Maßen. Und das tut er bei fast jedem seiner Angestellten.
Er weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, täglich Top- Leistung an den Maschinen zu erbringen. Denn Luis Voces hat ein Jahr nach der Firmengründung 2001 selbst ein zweiwöchiges Training bei TRUMPF absolviert und dabei nicht nur eine, sondern gleich drei Technologien erlernt: „Ich habe das Stanzen, die Flachbettlaser-Bedienung und -Programmierung und das Rohrschneiden gelernt. Jeder hat gesagt, das sei in zwei Wochen nicht möglich. Aber ich wollte so schnell wie möglich loslegen.“
Heute kann Luis die neuen Maschinen nicht mehr bedienen. „Muss ich aber auch nicht. Denn meine Mitarbeiter sind darin viel besser als ich. Ich vertraue ihnen zu 100 Prozent und gebe ihnen ihren Freiraum. Unsere Mannschaft ist das, was uns besonders macht. Wie sie die Grenzen überschreiten, neue Dinge probieren, immer höher hinaus wollen – das macht sie einzigartig.“ Dass das nicht nur irgendein Spruch ist, sondern sein voller Ernst, glaubt man Luis sofort.
Der zweifache Vater ist stolz auf das, was er aufgebaut hat. In jeder Ecke der Firma spürt man, wie ambitioniert er den Erfolg des Unternehmens vorantreibt. In Form von hochmodernen Maschinen, ausgezeichneten Produkten und vor allem top ausgebildeten Mitarbeitern.
Es geht aber nicht nur darum, der Beste zu sein. Viel wichtiger ist Luis Voces, dass seine Kunden zufrieden sind. Denn erst dann ist er es auch.