Das Hochtechnologieunternehmen hat sein Modell dazu bereits 2011 eingeführt. Seit Januar 2019 gilt es in ähnlicher Form deutschlandweit in tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Doch wer nimmt es in Anspruch? Welche Rechte haben Mitarbeiter? Und was bringt es dem Unternehmen?
Ben Haugk arbeitet seit dem Jahr 2010 bei TRUMPF. Sein Job als Produktmanager im Bereich 3D-Druck macht ihm Spaß. Vergangenes Jahr ist Ben zum ersten Mal Vater geworden. Sein kleiner Sohn Arno fängt gerade an zu krabbeln. Auch sonst entwickelt sich Arno rasend schnell. Ben möchte mehr von ihm mitbekommen. Deshalb hat er seine Arbeitszeit bei TRUMPF reduziert. Anstatt 35 Stunden pro Woche arbeitet er ab Juni 2019 nur noch 25 Stunden. „Meine Frau und ich gehen beide gerne zur Arbeit. Mit dieser Regelung können wir unser Kind abwechselnd betreuen und weiterhin unseren Jobs nachgehen“, sagt der junge Vater.
Die Arbeit soll zum Leben passen
Möglich ist das, weil TRUMPF als einer der Ersten die Wahlarbeitszeit eingeführt hat. Seit 2011 können die Mitarbeiter des Hochtechnologieunternehmens selbst bestimmen, wie viel Zeit sie bei der Arbeit verbringen wollen. Dafür stimmen sie sich mit der Führungskraft ab und legen ihre Wahlarbeitszeit für ein oder zwei Jahre fest. Zwischen 15 und 40 Stunden ist alles denkbar. Nach Ablauf der Zeit können sie zur vertraglich vereinbarten Basisarbeitszeit zurückkehren oder neu entscheiden. Dadurch ermöglicht TRUMPF seinen Mitarbeitern, ihre Arbeitszeit an die Lebenssituation anzupassen.
Erst reduzieren, dann aufstocken? Das geht!
Was bei TRUMPF schon seit 2011 normal ist, hält seit dem 1. Januar 2019 auch in vielen anderen Firmen Einzug. Vollzeitangestellte bei tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie dürfen ihre Arbeitszeit für einen begrenzten Zeitraum auf bis zu 28 Stunden in der Woche reduzieren. Danach haben sie das garantierte Recht, wieder zu ihrer normalen Vollzeit zurückzukehren – oder erneut einen Antrag auf verkürzte Vollzeit zu stellen.
Nicht nur Mitarbeiter profitieren, sondern auch das Unternehmen
Ben Haugk weiß diese Flexibilität zu schätzen. „Zeit ist ein wertvolles Gut. Deshalb möchte ich selbst festlegen, wofür ich sie nutze“. Sobald sein Sohn in den Kindergarten geht, möchte Ben wieder mehr arbeiten.
Auch Oliver Maassen, Personalchef bei TRUMPF, ist von dem Modell überzeugt. „Das TRUMPF Modell ist ein Geben und Nehmen. Zum einen ermöglichen wir unseren Mitarbeitern Arbeitszeiten, die zu ihrem jeweiligen Lebensabschnitt passen. Wir wollen unsere Mitarbeiter halten, wenn sie Kinder erziehen, Verwandte pflegen oder aus anderen Gründen in einer Lebensphase weniger Zeit im Job verbringen können. Das macht uns als Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiv und stärkt die Mitarbeiterbindung. Zum anderen ermöglichen uns die Arbeitszeitkonten eine größere Flexibilität in Belastungsspitzen.“
Viele wollen auch mehr arbeiten
Als TRUMPF die Wahlarbeitszeit einführte, war die Überraschung zunächst groß: „Ein Großteil der Mitarbeiter arbeitete nicht weniger, sondern erhöhte die Arbeitszeit. Das mag auf den ersten Eindruck verwundern, aber wer genug Zeit hat, findet es eben oft auch attraktiv, mehr zu verdienen“, so Maassen.
Sabbatical oder mobiles Arbeiten – Mitarbeiter haben viele Freiheiten
TRUMPF ist in Sachen innovative Arbeitsmodelle nicht nur bei der Wahlarbeitszeit Vorreiter. Es ist den Mitarbeitern auch möglich, Arbeitszeit für ein Sabbatical oder Weiterbildungen anzusparen, mobil zu arbeiten, den TRUMPF Wäsche-Service zu nutzen oder Essen aus der Kantine für die Angehörigen mitzunehmen.
Das SWR-Fernsehen hat über die neue Regelung zur Wahlarbeitszeit berichtet und dafür auch TRUMPF besucht.