Als Reinhart Poprawe im Alter von zwölf Jahren entdeckt, dass es vom Universum keine Landkarte gibt, findet er das unerhört. Ihm wird klar: Es gibt auf der Welt wahrscheinlich unendlich viele Dinge, die bisher niemand herausgefunden hat. Und das will er ändern.
Poprawe bleibt der Lasertechnik treu
In den 1970ern entscheidet er sich für ein Physikstudium und staunt, als er in Kalifornien den damals weltgrößten Laser sieht. Von da an ist sein Werdegang eng mit der Lasertechnik verwoben. 1985 geht er als Abteilungsleiter erstmals zum Fraunhofer ILT nach Aachen, zieht weiter zu Thyssen, bleibt der Lasertechnik trotzdem treu und kehrt letztendlich zurück zum Institut. Seit 1996 leitet Poprawe nun das ILT und hat zudem seit 1996 den Lehrstuhl für Lasertechnik an der RWTH Aachen inne. Hier schauen seine Mitarbeiter über den Tellerrand – dafür räumt er interdisziplinären Teams auf dem Campus beträchtliche 30.000 Quadratmeter ein.
Aachen wird bedeutender Laserstandort
Außerdem sperrt er Augen und Ohren für neue Ideen auf. Denn nur so, sagt er, könne Innovation entstehen. Mittlerweile ist diese Offenheit ein wesentlicher Teil der Institutskultur. Aus dem gesamten Forschungskomplex, der in den letzten 20 Jahren von 250 auf 800 Mitarbeiter gewachsen ist, gründeten sich in seiner Zeit mehr als 30 Unternehmen. Wie sich diese Kultur der Offenheit auszeichnet und worauf er als Institutsleiter wert legt, hat Poprawe unserer Redaktion bereits im Interview verraten.
Heute gehört Aachen zu einem der bedeutenden Laserstandorte in Deutschland und der Welt und Poprawe eine Koryphäe seines Gebiets, vernetzt in der globalen Laser Community.
Keine Langeweile im Ruhestand
Dieses Jahr geht Reinhart Poprawe in den Ruhestand. In der Tasche: u. a. eine Ehrenprofessur der Tsinghua-Universität in Peking und den renommierten Arthur L. Schawlow Award, den er für seine langjährige Tätigkeit beim Laser Institute of America (LIA) erhalten hat. Seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin übergibt er ein bestens vernetztes Laserzentrum und gutes Handwerkszeug für die Forschung und Entwicklung: ein integriertes interdisziplinäres Institut. Was Poprawes nächstes Projekt sein wird? Vielleicht ja tatsächlich die Landkarte fürs Universum.